Dienstag, 7. September 2010

Bienvenido a Sevilla


¡Hola mis amigos! Hier kommt er nun, der erste Beitrag zu meinem Jahr als Student in Andalusiens Provinzhauptstadt Sevilla... auf dass noch viele Weitere folgen mögen!
Seit Donnerstag-Abend bin ich nun hier, es kommt mir aber vor als seien es schon drei Wochen, in denen ich mir bei 30-37Grad die Füße auf dem charakteristischen Kopfsteinpflaster von Sevillas Calles plattlaufe. Charmant sieht es aus, versprüht den Charakter geschichtsträchtigen Orte und lässt die Stadt noch spanischer wirken, als sie es sowieso schon ist, aber für die Füße ist es der reine Mist. Und das, obwohl ich doch jetzt Sandalen habe!
Aber platt sind die Füße nicht umsonst geworden. Haben schon einiges bezweckt bisher, die zwei und ich. (Obacht! Ich werde noch zum Fußfreund!) Zum Beispiel sind wir seit knapp einer Woche jetzt an der Universidad Sevilla als ordentlicher Student eingeschrieben. Außerdem haben sie mich von Sevillas geographischem Zentrum, dem Placa Encarnación, durch die schmalen Gässchen und über die großen Avenidas getragen, von der einen habitación zu nächsten – von Triana über Macarena ins Barrio Santa Cruz - auf Wohnungssuche. Ich bin äußerst erfreut, dieses Kapitel jetzt als beendet zu betrachten. Das waren wohl die drei bis vier anstrengendsten und frustrierendsten Tage dieses Jahres. Schwer genug in Trier eine Wohnung zu finden, aber da kennt man wenigstens die Gegend (man meide nach Möglichkeit aufgrund hoher Kriminalitätsrate Trier Nord und Trier West, lasse die Finger zur Vorbeugung von Vereinsamung von der Wohngegend um die Uni (...)) und spricht die Sprache. „Hola, busco piso!“ (=Hallo, ich suche eine Wohnung) waren meistens die einzigen Sätze die wirklich flüssig rausgekommen sind.
Hier läuft irgendwie alles anders. Nicht groß über Suchen in den lokalen Zeitungen oder über das Internet (grüße an alle hunderttausend.de- süchtigen). Sondern richtig schön Oldschool: Man geht morgens zur Uni, kämpft sich durch 30 neue Aushänge oder schnappt sich an Bushaltestellen und Ampeln von den Aushängen eine der Nummern, die einen angeblich zur neuen Traumwohnung führen. Dann kommt der schlimmste Teil: Telefonieren. Die Aushänge lauten meistens wie folgt: „Vermiete Wohnung. Nur Studenten. Mädchen. 64859034“. Kein Preis, keine Gegend, keine Größe... das muss also alles erfragt werden. Vergisst man das Nachfragen, kann es dazu führen, dass man eine Stunde zu Fuß durch die Stadt schwitzt (während sich der Spanier zu Hause schadenfroh seiner Siesta erfreut) um festzustellen dass das Zimmer eine Größe von 7m² besitzt, mit einer monatlichen Miete von 450 aufwartet, mehr Kakerlaken als Fliesen auf dem Boden liegen oder der Mitbewohner von nervösem Zucken in Augen-Nasen-und Mundgegend befallen ist... alles davon habe ich schon gesehen, aber dann wurde ich wohl irgendwie vom Glück geküsst. Das Ende vom Lied ist nun, dass ich mit drei äußerst hübschen Spanierinnen in einem relativ großen Zimmer und einer gemütlichen WG Wohne. Bei 250 Euro kann man nicht meckern und es ist eben eine richtige WG, etwas zerwohnt und nach spanischer Art etwas kärglich ausgestattet aber irgendwie gemütlich und vom Charme der Chicas durchzogen: kurz – ich fühle mich wohl und bin sehr froh etwas gefunden zu haben. Der einzige Haken ist, dass ich ca. 20 Minuten bis zum Zentrum laufe. (Ein Fahrrad muss also noch her.) Der Vorteil an dem Nachteil ist aber, dass ich hier in einer richtigen sevillanischen Wohngegend wohne, hier verirren sich wohl keine Touris her, die Nachbarn grüßen sich und das Leben spielt sich auf der Straße ab. Schön! Hier ein paar Impressionen meines neuen Zuhauses:
Mein neues zu Hause für die nächsten Monate



Fensterblick
Oldschool: Waschmaschine älter als ich, aber kochen mit Gasherd... rockt!
Wohnzimmer


Nachdem jetzt soweit von mir die wichtigsten Dinge erzählt sind, vielleicht etwas zu Sevilla, den Spaniern und wie ich beides wahrnehme. Die Situation lässt sich vielleicht anhand eines Supermarktes ganz gut erklären.
1.) Die Öffnungszeiten. 10.30 – 14.00, 17.30 – 21.00. Dazwischen empfiehlt sich ein Powernap, weil tatsächlich in der Stadt nichts mehr geht. Die Straßen sind leer, die Fußgängerzone ist leer (abgesehen von ein paar deutschen und amerikanischen Hardcoretouristen in Trekkingsandalen und Spiegelreflexkameras im Einfach-Modus). Die einzige, die zu der Zeit mehr arbeitet, als alle anderen, ist die Sonne. Jeden Tag. Und sie wird immer besser, habe ich das Gefühl. Nicht wie im Westerwald oder Trier „sie hat sich bemüht.“ Die Öffnungszeiten beim Menschen an sich sind ehrlich. Man schläft morgens lang, man schläft in der Siesta und am Abend, wenn es etwas kühler wird, da wacht man auf. Meine Mitbewohnerinnen fangen so gegen 19Uhr an zu lernen - bis um 4 in der Nacht. Man isst so um 22Uhr (wenn die Supermärkte dann zu haben), danach geht man so gegen 12 oder 1 etwas trinken und wenn man denn will, öffnen die Clubs so ab drei. Zu diesem Zeitpunkt findet im Forum ja nur noch fröhliches Reste****** statt (Das Wort habe ich von meinem großen Bruder gelernt und es eignet sich nun wirklich nicht für so einen stilvollen Blog, aber den Nagel trifft es trotzdem auf den Kopf.)
2.) Die Preise. Aldi und Lidl haben ihren Weg ins Land der Tapas noch nicht gefunden. Dafür profitieren aber Aldi und Lidl in Deutschland von den Produkten, die in Spanien angebaut werden. Man hat das Gefühl alles Gute wird exportiert, der Spanier muss nehmen was übrig bleibt: verhutzelte Paprika, gelbe Tomaten und Salate, die so braun sind wie die Teile des Landes, die nicht bewässert werden. Was es dann gibt ist im Vergleich zu Deutschland relativ teuer (nicht nur Gemüse, sondern auch z.B. Hygenieprodukte. Sonnencreme zwischen 12 und 16 Euro). Das ist aber nicht besonders schlimm, denn am liebsten isst der Spanier gar nicht zu Hause. Viel lieber scheint er von morgens bis abends in Cafés, Bars und Restaurantes zu sitzen, Espresso oder Cerveza zu trinken und ab und an einen Tapa zu essen (das ist dann im Vergleich wieder sehr günstig). Wer braucht da also schon einkaufen zu gehen.
3.) An der Kasse. Zum Einkaufen braucht man Zeit. Jede. Menge. Zeit. Gestern habe ich zum Beispiel fast eine viertel Stunde gewartet, weil die Kassiererin fröhlich jedes Teil gescannt und dann liebevoll in einen Plastikbeutel eingepackt hat. An Aldi-kassen-stress gewöhnt, beobachtet man dies zunächst mit einer gewissen Fassungslosigkeit und ist nahe daran beim Einpacken zu helfen, dann aber beruhigt man sich und wird irgendwie entspannt. Die Sonne scheint ja eh noch wenn man wieder raus kommt. So langsam wie die Produkte an der Kasse eingepackt werden, so langsam bewegen sich die Sevillanos auch auf der Straße. Laaaangsam.
Naja, jetzt wisst ihr ja schon mal einiges. Vielleicht noch kurz zur Stadt: Provinzhauptstadt Andalusiens, mit 700.000 Einwohnern (100.000 davon Studenten) nach Valencia und Madrid die 3. größte Stadt Spaniens und um den Fluß Guadalquivir herum erbaut, erzählt die Architektur die Geschichte jahrhundertelanger Kämpfe um Macht. Hier vermischen sich Kulturen um Kulturen um Kulturen. Viele Fotos habe ich noch nicht gemacht, aber ein paar Eindrücke habe ich schon für euch.

Ihr schaut hier:
Typisch Sevilla - Barrio Santa Cruz


Auf dem Heimweg - böses Kopfsteinpflaster

Das wars erstmal von mir. Ich werd mir jetzt noch etwas zu essen machen und dann mal wieder in die Stadt laufen. Mit einem Bier bewaffnet geht heute Abend wohl an den Rio. Ein wunderbarer Ort zum Feiern, Nachdenken, Chillen, Knutschen (so der passende Partner vorhanden) oder später abends dann zum Laufen. Wasser bringt doch immer wieder Lebensqualität.
Lasst was von euch hören, ich freue mich über Kommentare und Nachrichten jeglicher Art aus der Heimat.
Bis bald,
Lena

2 Kommentare:

  1. doch im land der tapas gibts definitiv lidl!! ;D das ist meine rettung! und das gemuese da ist aber auch ziemlich schrumplig, dafuer auf den maerkten ziemlich gut und auc hguenstig. nur salat, wie du shcon sagtest is ueberall gelb und schrumplig. ich hab meinen mitbewohner gefragt und er meinte dass man in spanien keinen salat ist - hoechstens als deko ;)

    AntwortenLöschen
  2. Florian Schmitt? Estás sola? Bist dus? ;)
    Himmel... was machst du jetzt ohne deinen Mittagssalat??

    AntwortenLöschen