Sonntag, 19. September 2010

Objetos Blancos

Hola! 
Es ist Sonntag morgen in Sevilla und mal wieder Zeit für ein kleines Update von meinem Leben hier. Das erste Großereignis der letzten Woche waren wohl die "objetos blancos", die weißen Objekte, von denen ich eines morgens ganz aufgeregt meinen Mitbewohnerinnen erzählt habe. Dabei bin ich wie wild ans Fenster gelaufen und habe verzweifelt mit dem Finger nach oben gezeigt - es hat einige Minuten gedauert, bis sie mich endlich verstanden hatten: ich hatte "la nube", die Wolke, am Himmel gesichtet - eine Vokabel deren Erlenen hier bisher einfach noch nicht notwendig gewesen war. Aber da war sie. Groß und weiß und so vielversprechend kühl. Sie hat die nächsten 4 Stunden allerdings nicht überlebt - die Sonne hat sie mit ihrer unerbärmlichen Hitze einfach ausgetrocknet. Was hätte ich denn gedacht, dass ich mich als Westerwälder mal über eine Wolke, Wind und Regenwetter freuen würde? Unfassbar. Die Hitze hatte nur letzte Woche leider ein solches Ausmaß angenommen, dass Aktivitäten jedweder Art einfach schlicht nicht möglich waren. Entweder morgens vor 11 oder abends nach 11. Mein Leben ist ein bisschen wie Ramadan geworden - nur umgekehrt. Tagsüber quasi nur essen und anderen Aktivitäten dann im Rest der Zeit nachgehen... ;-) Ok, inzwischen hat es sogar mal geregnet und wir haben abends bei 26Grad den Pullover ausgepackt, weil es uns doch etwas gefröstelt hat, es kann nur noch wenige Tage dauern, bis die ersten Sevillaner hysterisch ihre Wintermäntel auspacken. Meine Mitbewohnerinnen kaufen sich die ganze Zeit schon warme Stiefel, Strickjacken und Wollhandschuhe. Was ist hier nur los?

Gut und nun etwas zu meinen Erlebnissen der letzten Zeit. 

Nachdem ich erst was über die spanischen chicas geschrieben hab, sind jetzt die Männers dran. Hier rechts in dem roten T-Shirt sehen wir so den Prototypen der ganzen Geschichte wie ich finde. Wenn ich meine Augen schließe und an Spanien und Männer denke, denke ich: schwarze Haare (mehr auf der Brust als auf dem Kopf), 3-Tage Bart, Goldkette. Wie schön, dass sich manche Klischees einfach manchmal bestätigen! Es ist durchaus möglich, dass ich 
bisher noch kein vollständiges Bild des spanischen Mannes gewinnen konnte, da ich zur wirklichen Konversation noch keine Gelegenheit hatte. Das Einzige, was man hier als ERASMUS-Student kennenlernt (zumindest bisher) sind eben die Hombres in den Bars und Diskos, die, einen Kopf kleiner als man selbst (und das will bei meiner geringen Körpergröße schon was heißen), das Gefühl haben unwiderstehlich zu sein. Und davon gibts jede Menge! Ich bin aber durchaus bereit mich von meinen Mitbewohnerinnen noch vom Gegenteil überzeugen zu lassen - es gibt wohl auch nette Männer hier. Hier links im Bild sehen wir schon die klassische Rollenverteilung, der Mann links fasziniert vom Wunder der Technik (alles schön in Rosa gehalten) und nebenan kümmert man sich schon eher mehr ums Essen und darum, was im Rest der Welt so vor sich geht. Ich mag das Bild jedenfalls.

Unten sieht man einfach das klassische Bild an einem Sommerabend in Sevilla. Man nehme 30 Grad, viele Leute, egal welchen Alters, und versammle sie vor einer beliebigen Bar. Weiterhin drücke man jedem der Gäste ein Glas cerveza (wahlweise Cruzcampo oder San Miguel) zum Preis von 1€ in die Hand und verleihe allen ein kräftiges Stimmorgan, das zum Einsatz bereitsteht. Und voilà: esa es la vida sevillana. An allen Straßenecken Menschen, Menschen, Menschen, Bier, wilde Unterhaltungen und Gelächter. Und mittendrin die Chipsverkäufer, die für den Elektrolytausgleich sorgen. Herrlich.
   




Hier seht ihr uns beim Churros essen. Churros ist ein spanisches Fettgebäck, das aus Mehl, Wasser und ich glaube einem Ei besteht. Dieser Teig wird dann einfach in jeder Menge altem Fett frittiert, bzw. ausgebacken und fertig ist das Lieblingsessen der Sevillaner von 4 bis 11 Uhr morgens. Wenn einem der Fettanteil noch zu gering ist taucht man die schlangenförmigen Stücke einfach in flüssige Schokolade. Also mir wars ein bisschen zu viel (fett und süß und fett und.... süß) aber... vielleicht ist das auch gewöhnungssache! :-) Der Mann in dem Bild ist jedenfalls der äußerst bemühte Vermieter von den Mädels, der uns zu dem Festmahl eingeladen hatte. Ganz das Gegenteil des spanischen Mannes, aber wir glauben, dass er vielleicht auch gar nicht so richtig ein Mann ist. Man weiß es nicht. Javier, so sein Name, er ist ungefähr so an die 40, wohnt bei seiner Mami und hat einen Hund. Und Javier ist glaube ich sehr alleine. Vielleicht ist ihm auch langweilig, denn Javier ist arbeitslos. Ingenieuer und arbeitslos. So wie viele andere Spanier auch, nämlich ca. 20%. Die Menschen sind sauer auf die Regierung Zapatero, der es nicht schafft Spanien aus der Krise zu führen, so wie die tolle deutsche Angela Merkel, von der hier die Zeitungen und Menschen so positiv berichten. Bei den anstehenden Wahlen im nächsten Jahr wird es wohl keine linksgerichtete Regierung mehr gewinnen.... 
Ein etwas kurzfristigeres Ereignis aber, dass auch mit der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes zusammenhängt ist der Generalstreik am 29. September. Nichts wird mehr gehen und wenn die Spanier meinen NICHTS, dann meinen sie auch NICHTS. Keine Busse (auch kein Ersatzverkehr), keine geöffneten Läden, keine Uni.. nada. Ich bin gespannt. 
So und jetzt werde ich mich mal auf den Weg machen zu einem Kunsthandwerkermarkt, der hier wohl immer Sonntags stattfindet. Das Wetter ist auch so schön, das will genutzt werden ;) Von meinen Erlebnissen an der Südküste Spaniens in Tarifa, wo ich letzte Woche quasi Sommerurlaub gemacht habe, berichte ich dann in meinem nächsten Blog. Quasi nach der nächsten Maus. 


Ich grüß euch alle, 
bis bald,
Lena


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