Montag, 13. Dezember 2010

Die Suche nach dem Frosch, die Entdeckung des Endes der Welt und andere vorweihnachtliche Kurzgeschichten

Damit ihr mich auch wiedererkennt. ©Eva W.
13. Dezember. Kaum zu fassen. Heute in einer Woche werde ich wohl im klirrend kalten Trier aufwachen. -5,3 Grad sagt wetter.com, über Facebook werde ich im minütlichen Takt über die steigenden Schneemassen informiert und der User "Nabend"* (*von der Redaktion geändert) hat in sein neues Fotoalbum ein Bild vom Plätzchenbacken hochgeladen. Ich freue mich also auf ordentliche Vorweihnachtsstimmung, denn wenn hier bei 22 Grad, strahlendem Sonnenschein und grün-rot blinkenden Lichtschläuchen, die in nicht zu erkennbaren Formen zusammengehämmert wurden, eines nicht möglich ist, dann ist das Weihnachtsstimmung. Und ich freue mich auf euch. Meine Freunde und meine Familie... UND den Hund!
Doch bevor es soweit ist, möchte ich euch erzählen, warum ich mein Studium gut abschließen, den perfekten Mann finden und viel Geld verdienen werde und was das alles mit einem Frosch zu tun hat. Ich werde berichten, wie es in den Bergen Frankreichs war, ohne dass ich Spanien verlassen habe und wenn ihr dann noch Lust zum weiterlesen habt gibts auch noch amüsante Kurzgeschichten aus meinem Alltagsleben.... Vamos!
Vom größten Volkssport der Spanier habe bereits schon einmal berichtet: Das Brückenbauen. Jedoch nicht mit Stein, Papier und Schere, sondern in Form von Brücken zwischen Sonn- und Feiertagen. So kann es sein, dass der Tag der spanischen Konstitution am 8.12.(1978) mir zu insgesamt knapp einer Woche Ferien verhalf. Also nichts wie rein mit den Unterhosen in den Rucksack und ab gehts! Weg aus Andalusien, rein nach Spanien. Genauer gesagt: knapp 500 Kilometer mit dem Bus nach Norden, durch Spaniens Extremadura, vorbei an grünen Wiesen und lebendem, eichelfressendem Jamón Ibérico, durch kleine Dörfer, die aufgrund der niedrigen Bevölkerungsdichte der Provinz schon fast als Metropolen angesehen werden dürfen und rein nach  Kastilien-Leon und Salamanca, die ältestens Unistadt Spaniens! Hier lies es sich wandeln auf den Spuren großer Schriftsteller, dem angeblich schönsten "Plaza Mayor" Spaniens und zahlreichen gewölbekellerähnlichen Bars.
Salamancas Straßen, ©Eva
Gleich am ersten Tag machten wir uns auf die Suche nach Salamancas berühmter "rana", dem Frosch. Am Eingang der 1218 gegründeten Universität sei er zu finden und wer ihn entdeckt, dem widerfährt der Legende nach der erfolgreiche Abschluss seiner Studien, natürlich jede Menge Glück in der Liebe und was man sich sonst noch so alles ausdenken kann. Was passiert, wenn man fremde Hilfe in Anspruch nimmt um das quakende Etwas zu entdecken, bleibt allerdings unerwähnt. Hier seht ihr jedenfalls die Fassade - den Frosch  von einer Größe von ca 8cm darin zu finden (ich schätze mal das Ding ist gut 9m hoch ) erfordert entweder Stunden der Suche, ein Adlerauge, einen Sack voll Glück oder die Hilfe eines Einheimischen... über meine Methoden wird geschwiegen. Und verraten werde ich auch nichts, aber gefunden hab ich ihn und warte jetzt voller Spannung auf all die guten Dinge, die mir im folgenden Jahr widerfahren werden!

Zitat einer Spanierin zu anderen: "Ich war letztens auch zum feiern untwegs. Mit einem Amerikaner, einem Polen und einem Katalanen." Was fällt uns daran auf? Aha, der Katalane ist auch Spanier. Wäre es nicht seltsam wenn ich sagen würde: "Ich war gestern feiern, mit einem Amerikaner, einem Polen und zwei Bayern?" Langsam fange ich jedoch an zu verstehen, warum das Regionalbewusstsein hier so stark ausgeprägt ist. Dazu trug auch der Besuch in Salamanca bei - wie anders doch da die Spanier sind. Wohl in der Regel ca. 10 Grad kälter, akzentfreies Hochspanisch, es fehlt die Flamencoattitüde. Das Leben spielt sich in Gewölbekellern ab, anstatt auf der Straße, ein Wintermantel ist bei -2Grad eisige Pflicht und nicht modisches Accessoire, Klatsch und Tanz auf Plätzen sind zumindest in den Wintermonaten nicht vorhanden. Etwas ernster scheint es zu sein, das Städchen. Die Leute trinken Schnäpse anstatt Bier, nur an jeder vierten, anstatt zweiten Ecke werden Meeresfrüchte angeboten. Erhaben, jedoch etwas von der Chupito (Schnaps)- Kultur unterlaufen, möchte ich es nennen. Der Sevillaner, hauptsächlich damit beschäftigt Sevillaner zu sein (vamos a la fiesta!) und der Spanier aus Salamanca wirbt stolz mit seinem Hochspanisch. Klar, da ist die Atmosphäre eine andere. 

Das soll aber nicht heißen, dass es mir nicht gefallen hätte. Im Gegenteil. Ruhiger ist das Leben, entspannter und nicht ganz so verrückt wie hier im Süden. Warum es mir so gut gefallen hat, könnt ihr hoffentlich auf den folgenden Fotos erkennen. 
Eva und Kathedrale

Typisch Salamanca


Typisch Salamanca 2

Kathedrale, Magali, Eva, Lena

Erhaben?


Salsabar am Abend
 Nach mittlerweile drei verbrachten Monaten Sevilla war der Besuch Salamancas schon wie Urlaub auf dem Land. Doch davon nicht genug. Wir wollten mehr! Weg von Chupitos, Bars und Clubs rein ins Feld, die Berge und die frische Luft. Ab in die Sierra de Pena Francia! Und wir durften sogar feststellen, dass die Sierra sowas von auf dem Land ist, dass es nicht mal eine Busverbindung gibt, juhu. Also zack - ein Auto gemietet (und weil uns das mit dem Frosch zu gut gefallen hat, haben wir gleich mal eine korrespondierende Farbe zugeteilt bekommen), Schlüssel rumdrehen, Angst vor den spanischen Autofahrern runterschlucken und das Gaspedal bis zum Anschlag durchtreten (was bei dem Model Citroen C3, vollbesetzt und immer leicht bergauf eine rasende Höchstgewschwindigekeit von 103km/h zulies): 

Die Belgierinnen, der Frosch und Lena
 
Der Frosch in der Sierra
In der Sierra selbst, ca 100km östlich von Salamanca - oder von mir auch gerne als RECHTS bezeichnet, verbrachten wir dann wohl den schönsten Tag unseres nördlichen Kurzurlaubs. Ein wenig Wandern auf herbstlaubbedeckten Pfaden (nie in meinem Leben war ich so unpassend gekleidet), ein wenig Staunen in den Uraltdörfern, mit dem Gefühl man laufe durch eine perfekte Filmkulisse eines historischen Klassikers, sich von einem Café Vienna mit viel Zimt und Sahne wieder aufwärmen lassen. Kastanien sammeln, Khakis vom Baum pflücken, sich von Schafen mit Glöckchen am Halsband verzücken lassen uns sich fragen, wie die Leute so offenbar abgeschieden vom Rest der Welt  mit Dörfern von ca 300 Einwohnern wohl ihr Leben verbringen können. Wirklich ein schöner Tag. Impressionen:


Herbstlaub mit schlechtem Wetter. Ein Traum.

Castanar = Kastanien. Den Namen trägt der Ort zurecht!

Downtown

21. Jahrhundert??
19. Jahrhundert!
Kastanienpfad

Panorama



Bar mit Stil
Mädels mit Stil
Für die Kurzgeschichten vor Weihnachten bleibt mir wohl keine Zeit mehr. Die Uni ruft, der Hunger, die Dusche, der leere Kühlschrank, die dreckige Wäsche. Es gibt noch so einiges zu tun, bis mein Flieger in einer Woche geht. Ein bisschen komisch wird es schon sein, der Heimurlaub. Denn danach geht es ja hier erst quasi richtig los. Zuhause freue ich mich auf:  Familie und Freunde, Brot und Brötchen, kohlensäurehaltiges Wasser, Weizenbier, frische Luft und Countryside des Westerwaldes, Weihnachtsmarkt in Trier, Autofahren und einen Busfahrplan, eine Kabinendusche, anstatt eine Wanne ohne Duschvorhang, dass die Wäsche in weniger als fünf Tagen trocknet, eine Heizung, einen Wasserkocher, durchgefroren reinkommen und Tee trinken und normale Unterhaltungslautstärke.
Und bevor ich dann wieder zurückfahre nach Sevilla kann ich vielleicht schreiben worauf ich mich im kommenden Jahr hier freue. Aber was ich jetzt schon weiß: die Sonne, die Wärme, der Frühling, die unendlich vielen Möglichkeiten die Nacht zu verfeiern, meine fest vorgenommenen Reisen nach Nordspanien und Marokko, das spanische Essen, Cruzcampo und wie es morgens aus den Bars riecht wenn ich zur Uni laufe. (Abgesehen von Abgasen) Nämlich nach frischem Kaffe und warmen Toast.)
Für alle, die ich vor Weihnachten nicht mehr sehe wünsch ich schon mal Feliz Navidad und an alle anderen: ich freu mich auf euch!
Besos,
Lena

5 Kommentare:

  1. Juhuu, sag bescheid, wenn du im Lande bist!!!!! Und dann trink nen Kaffee mit mir, oder zwei!!!! :D

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  2. Ich will mit nach Marokko!
    LG vom Schlumpi

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  3. Ui, feine Jacke. Hab ich auch. :o)
    Freu mich, dich wiederzusehen... Vielleicht am 23.? Wir werden sehen.
    Caro

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  4. Juli - ich werds versuchen. Würd dich wirklich gern treffen, ich muss mich gut organisieren die Tage. Aber mindestens ein Glühwein sollte drinsein oder? Fänd ich schön :) Wer ist denn noch vom Rest der Bande im Lande?

    Christian, Unterhosen in den Rucksack und los!

    Caro, 23. gebongt! Hast du die gleichegleiche? In grau? Ich werd verrückt. DANN KÖNNEN WIR JA MAL TASUCHEN ZWISCHENDURCH!! Oo

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  5. Subbi. Das wird gut!
    Hab die schwarz-graue Version. Ein Tausch würde also sogar Sinn machen. :D
    Caro

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