Montag, 7. Februar 2011

Das Leben des Fernando Merkel oder: Lena lebt!

Es ist ja unfassbar, fast zwei Monate sind es her seit meinem letzten Update und ich habe das Gefühl, als hätte ich erst gestern hier nach Worten ringend und Fotos suchend gesessen um euch mein Leben und das der Spanier hier etwas näher zu bringen. Viel ist passiert in der Zwischenzeit, doch nichts, was so aufregend wäre in der Überschrift erwähnt zu werden. Ich werde also einfach etwas vor mich hinplappern. Über den Flughafen in Malaga (und das die Waagen an den Gepäckbändern bestimmt kaputt sind, sonst hätte ich nicht soviel gewogen!!!), über Weihnachten, viel Schnee und einen enormen Temperaturunterschied, das wahre Leben in Sevilla und wies mir so geht (ich weiß nicht, ob das für euch so interessant ist, aber für mich schon...!) Vamos!

Fangen wir dochmal vorne an, also hinten am Ende des letzten Jahes. Aber vorne vom hinteren Teil des Endes des letzten Jahres. Am Anfang vom Ende also. Weihnachten. Lang ists her und viele Worte will ich nicht verlieren, sondern einfach ein paar Bilder sprechen lassen. Weihnachten in Sevilla, Weihnachten in Deutschland... zackbum stand Silvester ins Haus (und ich konnte mich dieses Jahr so schnell entscheiden wie ich feiern möchte wie noch nie!) und dann ging auch schon wieder der Flieger nach Sevilla. Wenn die Zeit so weiterfliegt, hab ich morgen glaub ich gefühlt meinen 30. Geburtstag und aber die Pubertät gerade erst abgeschlossen (oder auch nicht?)
Lasst die Bilder sprechen!
Weihnachtsessen in Sevilla. Ouhja. Konnte sich sehen lassen. Gambas gabs (ja, Lena ist jetzt Fisch!), kleine Häppchen mit Ziegenkäse, Honig und Walnüssen, Käse, Tortilla, jede Menge Wein (auch geglühten) und vom Nachtisch fang ich gar nicht erst an zu reden, denn sonst beende ich sofort den Blogeintrag, renne in die Küche und koche mir was. Das geht aber nicht, denn immer wenn ich hier vor zehn Uhr zu abend esse, muss ich derbstes Mobbing von meinen Mitbewohnerinnen ertragen!! Weiterhin könnt ihr hier nochmal ein bisschen was von meinem Wohnzimmer sehen, sowie meine Mitbewohnerinnen und Eva, mit der ich auch bereits auf Tour in Salamanca war. Um den Tisch, den ihr hier im Bild seht, spielt sich seit November mein Leben ab. Da es hier keine Heizung gibt, die Temperaturen aber trotzdem manchmal unter zehn grad sinken, hat der listige Spanier sich einen Trick einfallen lassen! Man nehme einen Tisch, hänge eine dicke Decke drüber und stelle unten drunter eine kleine Heizung. Dann ist man zumindest bis zum Bauchnabel schonmal warm. Was will man mehr?
Sandra, Eva, Aurora, Ester


Dani und die Weihnachtsmusik (hierzulande etwas fröhlicher als in Deutschland)
Wir haben gut gegessen und getrunken und auch an Weihnachten darf etwas Flamenco nicht fehlen. Die Mädels sind einfach unglaublich und ich bin froh, dass ich nicht unter uns wohnen muss. Man singt, man tanzt und leere Wasserflaschen eignen sich hervorragend zum Trommeln, wie ich seitdem weiß. Kurzum, wir hatten es schön.

Dass Ryanair mir einen Strich durch meine Rechnung gemacht hat, was den Rückflug anging, haben sicher die meisten schon mitbekommen. Aber einmal angekommen, lasst es euch gesagt sein, meine lieben Freunde.... ich hatte eine wirklich schöne Zeit mit euch allen und hab mich sehr gefreut euch alle wiederzusehen. Und diesmal hab ich auch nur 1/4 der Tränen vergossen beim Abschied, weil ich mir fast sicher war, dass wir uns immernoch alle mögen, wenn ich wiederkomme... ! Das gilt sowohl für meine Famlie, als auch für meine Freunde. Und damit jeder mal eine Idee von jedem bekommt - schaut hier:

Die Family an Weihnachten, jeder mit seinem Partner!
Weil wir einfach so schön sind...Lena und Bruderherz
Unser Perrito im Schnee, weil sie wirklich einfach die schönste ist.


Lena und ihr Weihnachtsgeschenk. Der Flug gebucht, den Lonely Planet sicher, Katja lässt ihren Bart stehen, das Abenteuer kann beginnen!

Die Partycrew an Silvester, danke Mädels, es war so schön. Tja und von der TriMUN - Reunion gibts ja leider kein Gruppenbild, aber ich fand es war die schönste Schneeballschlacht aller Zeiten.

So. Genug der Sentimentalität. 
Kommen wir wieder im Hier und Jetzt an, nämlich in Sevilla. 07.02.2011. 16Grad, Sonne, heute beginnt das neue Semester. Den Januar hab ich hauptsächlich mit estudios verbracht (kaum zu glauben aber wahr, ich war jeden Tag von morgens bis abends in der Bib), von den grandiosen Resultaten kann ich leider noch nicht berichten, aber ich hoffe mal den größten Teil bestanden zu haben. Weil mich immer viele Leute über das Niveau hier ausfragen...; irgendwie ist es schwierig zu beantworten. Ich würde sagen, dass hier nicht soviel Qualität zählt, sondern Quantität. Das heißt, dass ich zum Beispiel dieses Semester einen zweistündigen Kurs belege, indem aber 6 Bücher besprochen werden (ergo auch gelesen werden sollten). Im Examen geht das Wissen dann nicht so sehr in die Tiefe, sondern eher ins Detail - das kann auch seine Tücken haben! Ich werde mir immer sicherer, dass wir in Deutschland eine ziemlich gute und fundierte Ausbildung erhalten. Da fängt man manchmal an an den ganzen Protestens zu zweifeln, wenn man sich mal so hier die Austattung der Räume, die Qualität des Unterrichts und so weiter ansieht. Hier wird einem im 3 Studienjahr nochmal gesagt, dass man, "wenn man jetzt in seiner Hausarbeit eine halbe Seite aus dem Internet kopiert," die Quelle angeben muss. Dass Wikipedia mit Vorsicht zu genießen ist. Dass Powerpoint mehr Sinn macht, als ein A3 Plakat bei einer Präsentation. Hut ab, sie haben die 9. Klassenstufe erreicht.

Tja und sonst. Mein Leben hier. Was machts? Nach einigen Startschwierigkeiten, die ich Anfang Januar hatte, würde ich sagen, dass ich seit ca 2 Wochen jetzt hier richtig angekommen bin. Ich erinnere mich, als ich eines schönen morgens zur Uni schlenderte und zum ersten Mal dachte, "aha - ich lebe hier". Das Gefühl von Urlaub ist weg, es ist jetzt mein zu Hause und mein Leben und nicht der Versuch für Orientierung auf Zeit. Fünf Monate hab ich also gebraucht, da soll nochmal einer sagen, ich wäre nicht flexibel, anpassungsfähig und strukturPROGRESSIV (raphi, schönen Gruß - du hattest sowas von recht). Aber gut ,umso besser gehts mir jetzt und ich mag gar nicht daran denken, dass ich die Hälfte meiner Zeit hier schon rumhab. 

Meine Mitbewohnerinnen nennen mich mittlerweile liebevoll Fernando Merkel. Fernando, weil ich angeblich die Schwester von Fernando Torres sein könnte (laut Haarschnitt und Sommersprossen, Kopfform etc - das fußballerische Talent ist mir glaube ich verwehrt geblieben) und Merkel... naja... da gabs so ein Tag da kam ich vom Friseur.... (...) Aha, Merkel. Sind wir beim Thema.
HIER GEHT ALLES NUR UM ANGELA MERKEL. Das nervt. Stellen sie das bitte ab. In den Nachrichten, in der Zeitung, in den Comedy-sendungen (ok, das kann bleiben) und jeden Tag höre ich eine weitere Lobeshymne auf unsere geliebte Kanzlerin. Die kann was die Frau.

Am Wochenende war ich ein weiteres Mal mit meinen Mitbewohnerinnen in ihrem Dorf Jabugo. Es ist unglaublich, was sich dort abspielt und ich weiß gar nicht wie ich es beschrieben soll (abgesehen davon, dass ich am zweiten Abend einfach müde war, mir Lobpreisungen auf Angie anzuhören und mich fragen zu lassen, wie wir mir der Kälte leben können). Ich sag mal so, ich hab an dem Wochenende 4 Gläser Wasser getrunken, 1 Glas Orangensaft und trotzdem sicher mehr als die empfohlene Flüssigkeitsmenge pro Tag zu mir genommen. Wenn ich wieder in Deutschland bin, gibts auf jeden Fall eine Fiesta dieser Art. Man trifft sich mittags um 1, trinkt ein paar Bierchen zusammen, so ab 15Uhr wird dann gegrillt UND getrunken und das zieht sich dann bis so nachts um 23Uhr - zwischendrin kann man wahlweise immer wieder kleine Häppchen Gegrilltes, Brot, Käse etc, zu sich nehmen. Danach zieht man dann in eine Bar zum Abendessen und danach weiter zum Feiern. Und am nächsten morgen um 11.30 hat man mich dann wieder angerufen, man sei jetzt auf dem Plaza de Jamón am Pizza essen, empfangen wird man mit nem Bierchen und weitergehts bis in den Abend. Ich bin fast ein bisschen froh nicht dort zu Wohnen, sonst könnte ich sicher nur noch vom Bett ins Bad rollen. Aber genossen habe ich es. Diese Atmosphäre, mittem auf dem Land. Sonne scheint, Schafe mähen, da steht ein weißes Pferd im Garten, das Cruzcampo schmeckt so gut, die Spanier soviel Feuer unterm hintern... ein Traum. Ich werde übrigens, wenn ich groß bin in diesem Dorf ein Haus kaufen. Ein casa blanca, mit offenem Kamien und 12 Schafen, 2 Pferden und vielleicht eine Kuh (der Geräusche wegen). Ich suche dafür noch den passenden Mann und das nötige Kleingeld....
Die verrückten Schwestern und ich. Warum wirke ich plötzlich so plump? :(

Fernando Merkel und das Fußvolk

Spanische Jungs

Ganz typisch: Alt...

...und jung. Wer härter feiert, kann ich leider nicht sagen. ;)


Ja, was soll ich sonst noch sagen... es geht mir einfach gut. Ich genieße hier das Leben, vorgestern hab ich zum ersten Mal spanisch gedacht (UND MICH SELBER VERSTANDEN) und ich freue mich auf alles, was noch so kommt. Marokko, Spaniens Norden, Besuche von vielen netten Leuten, viel Fiesta, viel Sonne, nette Leute, viel neues Wissen aus der Uni (Oo) einen neuen Haarschnitt... Ich hoffe im nächsten Beitrag kann ich wieder etwas mehr erzählen und es hat sich trotz der vielen Einzelstories nicht so ganz verworren gelesen.
Und zum Schluss noch was ganz schmalziges, was man hier aber anscheind so sagt  und ja auch irgendwie zutrifft: os llevo siempre en mi corazon!

Un besito a todos, 
Lena

5 Kommentare:

  1. Ich habe alle Zeit ein großes Herz an oO
    Meine anderen Übersetzungen würden hier den Rahmen sprengen.
    Der Kurs hätte es evt. ans Licht gebracht!

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  2. llevar kann verschiedene Bedeutungen haben, z.B. "anhaben" (also Kleidung), aber auch "tragen/mitnehmen". In diesem Fall also eher letzteres und damit frei übersetzt: Ich hol euch immer mit in meinem Herzen.

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  3. Ich sehe gerade, dass es oben einen Button mit "Missbrauch melden" gibt... Ich bin kurz davor ihn vor lauter Neid zu drücken ;)
    hm... ne! Du sollst es gut haben (ein bescheueretes Zitat der Mainzer Jungs, trifft aber zu!)
    Elisa

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