Mittwoch, 23. Februar 2011

Culture Studies - Rugby, Männers und Spaniens Krankenhäuser von innen

Muy buenos tardes mís amigos,
also irgendwie ist das Leben ja auch langweilig wenn alles glatt läuft, nicht wahr?
Warum ich mich dazu entschlossen hab, also erstmal gar nicht mehr zu laufen (werden glatt noch riffelig) erzähle ich euch im folgenden Blog.





Außerdem  werdet ihr erfahren, woran man jetzt hier in Spaniens schönem Süden merkt, dass Frühling ist. Und dabei spreche ich nicht vom Wetter, den Temperaturen oder dem Duft nach Orangen, sondern vom absolut absurden Verhalten der männlichen Spanier am Morgen, am Mittag, am Abend, im Anzug, im Blaumann mit Dreitagebart oder mit 3Jahrebrusthaar. Jetzt weiterlesen...



Tja, Mittwoch Nachmittag, 16:50Uhr. Was tut man eigentlich zu der Zeit, anstatt am Rechner zu sitzen und auf die abgegriffene Tastatur einzuhacken? Naja, normalerweise hat man gerade Mittaggegessen, macht jetzt eine kleine Siesta und geht dann so in einem Stündchen ein Käffchen trinken, ein leckeres Eis zu essen oder weitere kulinarische Sünden zu begehen (und dabei nicht schlank zu bleiben). Oder man wälzt sich bei 23 Grad und strahlendem Sonnenschein am Rio rum, genießt die Gitarrenmusik von den Hippies nebenan, schlüft eine kalte Cola und knistert zufrieden am "EL Pais" herum, während im Rest der Welt Revolutionen vonstatten gehen. Oder man hat Uni, den Sprachkurs Niveau 4 (weil man den von Niveau 3 gerade so mit ach und krach bestanden hat)  Jedoch... Was macht man, wenn man das alles nicht tut?
Man sitzt mit einem dicken Gipsbein, Blasen an den Händen von den schlechten Krücken und ziemlich schlechter Laune (in spanisch sagt man dazu "con una malaleche" = mit schlechter Milch) in seiner WG und fragt sich ob man den Schnaps mit Kakao mischen soll oder lieber gleich pur trinkt. Doch der Reihe nach: 
Alles begann vor ca. 7-10 Tagen, als ich plötzlich einen unangenehmen aber ihn nicht als lebensbedrohlich erscheinenden Schmerz in meinem linken Knöchelbereich empfand. Meine Sportlerkarriere, die schon seit mehreren Wochen andauert (!) sollte darunter nicht leiden, ich ging also weiter laufen und feiern und schenkte der Geschichte nicht mehr Aufmerksamkeit als unbedingt nötig. Die Notewendigkeit stieg aber von Tag zu Tag, da der Knöchel immer dicker wurde und das Leben damit immer weniger Spaß machte. Gut, bin ich also heute morgen ins Krankenhaus gegangen. Das Ende vom Lied: Riss im Knöchel, 2 Wochen Gips mit der Option auf Verlängerung. Aber ich will euch die restlichen Strophen nicht vorenthalten!
Ein hoch auf das spanische Gesundheitssystem! Sie mögen an der Supermarktkasse noch so langsam sein, im Krankenhaus flupps und keiner zieht eine Fluppe. "Wie kann ich den ganzen Spaß den bezahlen?", hab ich gefragt. Verwundert schaut mich die Frau an der Anmeldung an, nachdem sie mir erzählt hat, dass mein Geburtstag der Todestag ihrer Lieblingsoma gewesen ist. "Bezahlen? Wie bezahlen? Das ist gratis. Das bezahlt die EU!!" (Ich denke: "Aha, die EU also. Danke José Manuel") Da drückt mir einer einen Rollstuhl unter den Hintern obwohl ich noch ganz gut von A nach B humpeln konnte, Linien in bunten Farben auf dem Boden sagen einem wo man hingehen muss (ok, da kommt man sich schon fast dödelig vor, aber wenigstens nicht wie im Haus der Verrückten) und innerhalb von 2 Stunden war ich aus dem Laden wieder raus. Man rief mir ein Taxi, man trug mich auf den Hintersitz, dass mir nicht noch jemand mit Spucke die Augenbrauen sortiert hat, ist alles. Nein wirklich, das war schon etwas anderes als in Hachenburg. In Hachenburg gibts zwar mehr hässliche Bilder an den Wänden, die eine freundliche Atomsphäre schaffen sollen, aber die gabs hier auch ohne Bilder, von Herzen eben. Aprospos Herzen: bei dem Arzt, der sich meinen Fuß genauer angesehen hat (leider NUR meinen Fuß und nicht mich) ist mir auch ganz warm ums Herz geworden. Da tuts gleich schon etwas weniger weh, wenn man nicht genau weiß ob man einen jungen Assistenzarzt vor sich hat oder ein Model, das wahlweise für Krankenhausmode, Ray Ban oder Gesichtscreme Aufträge annimmt! Zur Nachversorgen muss ich leider woanders hin. Vielleicht brech ich mir am Ende meines Aufenthaltes noch irgendwas, was schnell heilt und schau nochmal vorbei. Ein Traum von einem Mann, also wirklich. Ah, und wo wir gerade bei Männern sind.... 

Kommen wir doch mal zum interessanten Teil des Blogs, wen interessieren schon meine Wehwehchen (wie lustig das Wort aussieht). 
Männer. Ei... Männer. Was soll ich nur sagen? Um nahtlos an die Krankenhausgeschichte anzuschließen könnte ich zum Beispiel etwas von meiner Wartezeit vor dem Röntgenzimmer erzählen und wie diese mit Männern zusammenhängt. Da waren nämlich so zwei Polizisten. Ultrawichtig, mit Schusswaffe, Schlagstock, 3-Tagebart und Notfallsonnenbrille auf dem Kopf. Der eine scharwenzelte schon bereits seit geraumer Zeit um meinen entblösten Fuß herum und ich war mir nicht sicher ob er eine versteckte Bombe vermutete, von der Hornhaut an meinem dicken großen Zeh abgestoßen war oder sich fragte ob man nicht ein anderes Muster für den Linoleumfußboden hätte wählen können. Es stellte sich heraus, dass (Die Polizei dein Freund und Helfer) er nur um mein gesundheitliches Wohl besorgt war und mir deswegen ein Gespräch gedrückt hat, was mir denn passiert sei, "ah und du studierst hier... mhhm.. ja was denn... ja... aha... jaja.. fiesta.. mhmm... dochdoch, im februar ist es immer schon so heiß..." Ich hab natürlich brav geantwortet, nachher buchten die mich noch ein, dachte ich! Kaum war er weg, kam sein Kollege und hat mich auf die selbe Art verhört. Nur hat er wesentlich häufiger das Wort "guapa" benutzt "schöne". Was hier nicht besonders außergewöhnlich ist. Aber ich wills einfach nicht hören, wenn ich mit einem dicken Fuß unter den Neonröhren des Krankenhauslichts hocke und schon gar nicht vom Hüter des Gesetzes. Der soll halt das Gesetz hüten, aber nicht mich!! 

Bleiben wir beim Thema Männers. Der inbegriff des Mannes. Schwitzend, den Rücken so breit wie ein Bär, die Hände so groß wie die Pranken eines Tigers, 130kg Köpergewicht auf 1,96cm, wo findet man sowas? Auf dem Rugby-Platz.. genau! Ich dachte mir, etwas culture studies kann ja nichts schaden und so bin ich mit Javi, einem Freund von Ester, zum Spiel gegen Valencia gefahren. DIOS, was für Tiere! Es ist nicht so, als würde ich ab sofort bei jedem Rugbyspiel dabeisein wollen, aber es war schon ganz nett sowas mal zusehen. Und da Javi selber Rugby spielt und in den Kreisen mitdrinhängt konnte ich auch die Kultur rund um den Haufen-Sport zu erleben. Plus die Erkenntnis: "Aha! Es gibt auch große Spanier!". Natürlich ist die dritte Halbzeit die Wichtige. Man betrinkt sich, man versohlt sich gegenseitig den nackten Hintern, während 40 Leute außenherumstehen und sich kaputtlachen und danach gibts ne kleine Paellaschlacht. Die Frauen, die Rugby spielen sind mindestens genauso "bruto". Egal welchen von den Chicas und Chicos ich auf dem Feld gegenüberstehen würde, meine einzige Option wäre "MAMAAAAAA" rufen, anfangen zu weinen und losrennen.Und dann soll MIR nochmal einer sagen, wir deutsche hätten kein Herz!

Männer Part drei: Meine Güte sind die verrückt hier. Jetzt wo der Frühling angefangen hat noch viel mehr als vorher. Bald glaube ich noch tatsächlich, dass ich die schönste Frau der Welt bin, wenn ich noch weitere 4 Monate in dieser Stadt zubringe. Kaum scheint die Sonne und es ist wieder etwas wärmer, geraten sie geradezu außer sich und man kann eigentlich an niemandem vorbeigehen ohne einen ekligen Zischlaut zu hören, den Windstoß eines Pfiffs zu fühlen oder sein Sprachvokabular schöne Frauen betreffend um mehrere Worte zu erweitern... auch gerne "du bist wirklich das schönste, was ich heute gesehen habe." 
Und jetzt zum witzigen Teil an der Geschichte: Ich zitiere einfach mal meine Mitbewohnerin Sandra um zu verdeutlichen, was dann hier passiert. "Da geht man an einem Freitagabend aus, hat sich hübsch gemacht und läuft an 2 Männern im Blaumann vorbei, die gerade Bierchenpause machen. Mit 3 Frauen, in Absätzen, mit Kleidern und was passiert? NICHTS!!! Keinen Ton haben die gesagt! Da waren wir so empört, dass wir nochmal zurückgelaufen sind, aber es war kein Ton aus ihnen herauszubringen!" Die Interpretation dieser Informationen überlasse ich jetzt euch selber. Was ich ingesamt von diesem ganzen Südländergehampel halten soll, weiß ich leider immernoch nicht, aber es ist in der Tat so, dass man sich daran gewöhnt - im positiven und im negativen Sinne. Gott, sehe ich heute wieder gut aus... mit meinem Gipsbein, der Jogginghose und dem grauen Kapuzenpulli...

Morgen bekomme ich Besuch von Teresa. Aktivurlaub werden wir wohl keinen machen.... ich möchte dass ihr alle ein bisschen an mich denkt und etwas mitleid habt und... mir ab und an eine sms schreibt, damit mein Handy vibriert weil mir ja soooooo langweilig ist!!! 

Einen dicken Kuss an alle,
Lena

5 Kommentare:

  1. uiuiui, da bin ich doch tatsächlich mal die erste die was schreiben kann ;)
    ... und jetzt fällt mir nichts ein außer: arme Lena! :(
    Aber ich kann mitfühlen. Mir ist nämlich auch soooo langweilig. und das obwohl ich eigentlich eine Hausarbeit schreibe... Immerhin bekommst du morgen Besuch und bis dahin träumst du einfach weiter von netten Ärzten ;) Kopf hoch! Immerhin habt ihr 23 Grad! wir hingegen gefühlte 23 Grad minus.
    Annika

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  2. Senorita Lenchen,
    que es eso? Leido miles palabras sobre tu vida en espana y en el fondo es solo una palabra: hombres! ^^
    Me da pena leer la cosa de du pie, pero aqui en Trier no es mejor. Examenes, examenes y ....examenes. Y por eso la mayoridad de los estudiantes tampoca van mucho a pie. Solo unos metros al autobus en la biblioteca y atras. Ademas tenemos grados unas veces debajo cero con nieve. Aqui no hay primavera!
    Que tengas un buen tiempo (a pesar de tu pie)!!!
    Con mucho gusto Olli

    (disculpa la gramatica y los accentos que faltan my espanol (y no hay un enje en mi teclado) es del milenio pasado ;-) )

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  3. Annika, du bist die fleißigste Hausarbeitenschreiberin die ich kenne. Wir müssen bald mal quatschen, ich hab überhaupt keine Ahnung, was so bei dir los ist... in der "WG" und so.. hihi ;)

    Oliveeeeeero, guapo! Tu espanol ya está casi perfecto, eh? Mejor que el mio creo, parece que hay que ir a Costa Rica para aprender mejor. Ese acento andaluz me mata, te lo juro. Pero sabes que me gusta más hablar de los hombres que de los examenes? Y creo también que para vosotros es más divertido.. jeje. Te envio una bolsa de motivación y una botella del calor de Sevilla a la biblioteca en Terveris.

    Me alegría de oír algo de ti.
    Cuidate bien y usa de vez en cuando la bici para irte a la biblio para prevenir la barriga (que yo ya tengo), gordito!! Jaja!

    Un besito

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  4. Du armes kleines Gipsbein. EIn nciht zu unterschätzendes Handikap. Das gelb als Hintergrund und dann auch noch die Stierkampf Arena bilden eine würdige Ebene für deinen Blog

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  5. ... ich bin hier ganz klar der Stier...

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