Freitag, 15. April 2011

Ein Hoch auf die Deutsche Post!

.... oder: unter den Blinden ist der einäugige König...

 
VS






Wir interpretieren das Bild. CORREOS. Ich finde die leicht kursive Schrift und die geschwungenen Bögen des Posthorns, sowie des "C"s geben der spanischen Post ein sehr flexibles, ja gar jugendliches Image. Die "impact"-Schriftart im Rest des verhängnisvollen kleinen Zettelchens  lässt das Unternehmen jedoch nicht seine Seriösität verlieren! Gut gemacht, man hat das Gefühl man hat es hier mit einem serviceorientierten Großunternehmen mit erstklassiger Personalpolitik zu tun - also nichts wie los, den Service in Anspruch zu nehmen, man hat ja schließlich nichts zu verlieren - außer Zeit (das ist übrigens auch im restlichen Leben so.)
11:44 bin ich also angekommen. Nicht zu früh und nicht zu spät um den restlichen Tag zu genießen. Auschlafen, duschen, frühstücken, Correos. Zieh den Zettel. Aha, A0224 bin ich also. Und das, was ich so nett in Rot für euch eingekreist habe "Gente en la Fila: 051" bedeutet nicht etwa "Es bedient Sie Agent 051" oder "05.Januar 2011", sondern "Vor Ihnen  in der Schlange befinden sich 51 Leute". Der Gag daran: es sind lediglich zwei Schalter geöffnet während der Rest des Personals dank der guten Personalpolitik Frühstücks-, Mittags- und Zigarettenpause macht. Man hätte also auch gut einen von den dödeligen Smileys dahintersetzten können, mit denen im Internet immer so wild um sich geschmissen wird. "In der Schlange vor Ihnen befinden sich 051 Leute. ;-) HAHA!" Bueno, dann hab ich mal kurz so überschlagen wie lange man so braucht um nen Brief abzuschicken, ein Paket aufzugeben, Bankgeschäfte zu erledigen. Das läppert sich, sagen wir also mal pro Kunde durchschnittlich 3 Minuten. Plus den spanischen Langsamkeitsbonus und die Zeit, die für "Und wie gehts den Kindern?", "Ja, ich hab ja auch soo schreckliche Kopfschmerzen" oder "der sevillanische Frühling ist doch einfach das weltbeste!" draufgeht. Macht 4,5 Minuten... mal "051Leute vor Ihnen in der Schlange" geteilt durch zwei Schalter summa sumarum: 114,75 Minuten, also knapp zwei Stunden Wartezeit. Wenn ich solche Rechnungen anstrebe bescheiße ich mich immer selbst. Denn in wirklichkeit hofft mein inneres Ich auf 14,75 Minuten Wartezeit und will das aber nicht zugeben um nachher nicht wie ein begossener Pudel dazustehen. Die Ichs haben also einen Kompromiss geschlossen und ich beschloss nach 45Minuten einfach mal wiederzukommen und unauffällig die Lage zu checken. 45 Minuten gab mir Zeit 8 Äpfel zu kaufen, nach Hause zu laufen, eine Waschmaschine anzustellen, mir die Fingernägel zu lackieren oder sonstige Dinge zu tun, die eigentlich nicht nötig wären. Es ist also wie ein Zeitgewinn. Wie im Bus. Da kann man auch rumdödeln, weil man ja nichts anderes zu tun hat, als zu warten bis man da ist. Ich liebe Busfahren. Sitzen, glotzen, dösen. Das wollte ich jetzt in der Post nicht machen, gibt auch keine Sitze. Daher die Geschichte mit den Äpfeln. ----- Ok. Verzettelt. Ich geh also zurück zur Post nach 45 Minuten und warte weitere 45. Vor Ihnen in der Schlange befinden sich 051 Leute.  Angekommen benötige ich geschätzte 49Sekunden meinen Brief absendebereit zu machen und das ohne das spanische Wort für Briefmarke zu kennen. Sello wäre es gewesen. Insgesamt also lächerliche 90 Minuten um 49 Sekunden einen Brief abzuschicken.  Ich glaub das nächste Mal bring ich den Brief persönlich mit dem Bus. Bienvenidos a Espana.

PS: Und jetzt fällt mir gerade beim Durchlesen erstmal auf, wie frech es ist, dass vor der 51 auch noch eine 0 steht. Ich hatte wohl also noch Glück. Hätte auch sein können, dass auf dem Zettelchen stand: Vor Ihnen in der Schlange befinden sich 151 Leute! Und wir haben nur zwei Schalter geöffnet, hahahah! ;-)

3 Kommentare:

  1. :D suche grade den -gefällt mir- Button!!
    Das Ganze kommt mir sehr bekannt vor. Der einzige Unterschied zu Italien: Gente "nella" fila ;) Viele Grüße einer Neuleserin aus Mainz

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  2. Liebe Lena,

    DU sprichst mir aus der Seele. Hab im oficina de correos vorige woche exakt das selbe erlebnis gehabt... hehehehe. Aber der Trick ist folgender: du musst zur siesta hingehen. Um 3:30-4.30 sind die postämter wie ausegstorben.


    Ebenfalls die Werbung mit dem Gratis-Jamon hat mich zum schmunzeln gebracht. Fahr recht oft an dem Möbelhaus vorbei.

    weiter so. bin hungrig nach deinem blog!
    kristin

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  3. Eeeeh Steffi... hoffe hast dich wieder gut eingelebt in Mainz und leidest nicht allzu stark am allseits bekannten Post-ERASMUS syndrom. Freu mich, dass du mitliest!

    Kristin, juhu... das freut mich, dass du das verifizieren kannst, die Leute von zu Hause denken sicher immer ich denk mir das alles aus. Den Trick mit der Siesta hab ich auch mittlerweile rausgefunden - das Ticket ist ja von anfang März. Was glaubste welche Tricks wir noch alle kennen, bist wir wieder nach Hause fahren, hehe...

    Bst!

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