Samstag, 16. Juli 2011

El cuerpo va más rapido que el corazón. Der Körper reist schneller als das Herz.

Und so kommt es, dass ich bereits, ohne es wirklich zu glauben, in Chile bin. Chile? Dieser schmale Streifen Land in Südamerika? Ja...Chile.... das Land der Anden, der Atacamawüste und des Feuerlandes. Das Land der Lamas, Alpacas und Guanacos. Land der Vulkane und Erdbeeben. 4500km von Norden nach Süden, 0 bis 6000 Höhenmeter von Osten nach Westen. 16,6 Millionen Chilenen auf dieser riesen Fläche, 1Einwohner pro km² en la Patagonia (dem Feuerland), 150Einwohner pro km² in der Hauptstadt Santiago de Chile. Im süden die Gletscher im Norden die trockensten Wüste der Welt. Bienvenidos... 

Genug der Zahlen und Hardfacts, in späteren Beiträgen erzähle ich euch mehr darüber warum ich nicht gerade Befürworter des rechtgerichteten Präsidenten Piñera bin, welchen Streit es zwischen Peru und Chile um das alkoholische Getränk Pisco gibt und woher überhaupt unsere deutsche Kartoffel kommt. Jetzt möchte ich euch erst mal etwas über meine ersten Tage auf dem südamerikanischen Kontinent erzählen. (Während ich diesen Beitrag schreibe ist mein Hintern übrigens von dem ersten Erdbeben seines Lebens bewegt worden!)
Mich hats zunächst mal aus der Hauptstadt Santiago weggezogen nach Valparaíso.zu deutsch „Paradiestal“.  Altes verblühtes Hafenzentrum, Künstler- und Hippiemetropole und wohl die bunteste Stadt der Welt. Seht mal selbst, wo ich die letzten Tage so rumgelaufen bin: 







Bergauf zu Fuß...
... und schnell mit dem Aufzug!
Valparaíso, oder wie die Einheimischen es liebevoll und wie ich finde recht neckisch nennen "Valpo", wurde auf 19 Hügeln erbaut, die sogenannten Cerros. Halte dich vom Hügel "El Puerto" fern, da treiben sich schräge Vögel, Prostituierte und Kriminielle rum, schau dir "Bella Vista" (schöner Blick") an, da schießen die neuen alternativen Künstlerkleinkramsläden nur so aus dem Boden und fahre zum Aussichtspunkt auf dem Hügel "La Concepción", da schaust du wunderschön über die ganze Stadt, Bucht und Hafen. So bildete sich im Laufe der Zeit für jeden Hügel sein eigenes Markenzeichen heraus, was jedoch alle gemein haben, um hinzukommen, muss man ganz schön die steilen Berge hinaufschwitzen. Vereinfacht wurde mir dabei die Krackselei (zu deutsch "Kletterei") durch Aufzüge, die faule Touristen, lahme Chilenen, eilige Geschäftsleute oder alte Omas vom unteren Teil der Stadt nach oben auf den Hügel bringen. Erspart lästiges Treppensteigen, dicke Knie und sieht nebenbei auch noch schön aus. Die älteren Modelle noch aus dem 19Jahrhundert, mit deutschen Motoren angetrieben, wackeln sie bis zu 175m verschiedene Schrägen den Berg herauf, für ca. 30-40cent ist man mit von der Partie! Schön, hat mir gut gefallen.
Ansonsten gehts auch mehr oder weniger schnell mit dem Bus.... 
süß...oder? Mit Oberleitung - und das bei der Chilenischen Art Auto zu fahren!

Die bunten Häuser erhalten einen zusätzlichen Farbtouch von den zahlosen Graffitis, die man in Valparaíso an jeder Straßenecke findet. Einige davon schlecht und lustlos hingeschmiert, viele gut und die meisten atemberaubend schön gemacht. Nicht zuletzt hat man daher auch ein Freilichtmuesum für die besten Stücke  eingerichtet. Eins haben sie alle gemeinsam, bunt sind sie!




Heute habe ich dann noch einen Ausflug zu dem Lieblingswohnsitz von Chiles berühmten Dichter Pablo Neruda unternommen. Chilenischer Botschafter in Frankreich, Vollzeitkommunist und Herzblutdichter. Unter dem Diktator Pinochet im Exil lebend, Literaturnobelpreisträger und Kunstsammler. Interessante Persönlichkeit, die Kenntnisse über die Literatur sollte gerade ich als Literaturstudent mir noch etwas fundierter aneignen. Jedoch: Neruda über Valparaíso übrigens: 

Valparaíso
wie törischt
du bist
wie verrückt (...)
du hattest nie Zeit
dich richtig zu kleiden.
Das Leben
hat
dich stets überrascht.

Für das komplette, wunderschöne Gedicht (und das, obwohl ich kein Poesienarr bin!) einfachmal im Google eingeben. Die Reise hat mich also nach Isla Negra geführt, raus aus der Stadt, näher ran an den herrischen und aufgewühlten Pazifischen Ozean. Hatte der Mann einen Blick beim Aufstehen morgens, da hätte ich auch Gedichte geschrieben! 




Da hab ich mir dann die Sonne aufs Näschen scheinen lassen, übers Leben nachgedacht und es mir mit einer Empanada (typisch Chilenischer Snack - mit Käse gefüllte Blätterteigtasche) und einer pflückfrischen Orange gutgehen lassen. Mein Fazit: Sonne warm, die Empanda lecker, die Orange süß, das Leben ein Mix aus allem drei. Ach, da möchte man sich einfach nur zu den zahlosen streunenden Hunden dazulegen und eine Runde abschnarchen.... so schön ist das. Aber das geht natürlich nicht, weils noch so viel zu sehen und zu tun gibt. Und kennenzulernen!

Aprospos Kennenlernen. Die Chilenen, die ich bisher kennengelernt habe, sind alle sehr freundlich. Wesentlich zurückhaltender als die verrückten Spanier und auch etwas reservierter, aber einmal mit einem Lächeln aufgetaut sind sie gleich bei jeder Konversation dabei und scheinen auch ehrlich interessiert an deiner Person - anders als der typische Spanier oder US-Amerikaner "Ah und wo komsmt du her? Germany? Cooooooool!". Macht Spaß sich hier zu unterhalten. Alt oder jung, weiblich oder männlich... ui. Aprospos männlich. Einen Schmankerl gibts noch zum Schluss weil ja immer alle die Geschichten über die Männer so interessant finden. Aufgepasst: Da sitze ich also heute im Bus und warte darauf, dass selbiger endlich losfährt. Und dann steigt er ein... "Du lieber Strohsack", denke ich, "was ein SCHÖNER Mann..." und zack sitzt er auch schon neben mir. Riecht unverschämt gut, grinst unverschämt selbstsicher.... zieht sich seine Jacke aus und stellt sich erstmal vor. "Ja, hallo!", sage ich da gerne und dann reichts auch schon nicht mehr für mehr. Trockener Mund und so. Er macht ein kleines Nickerchen, wacht auf, reibt sich die Augen, reißt hektisch ein Tempo aus seiner schwarzen Trainingsjacke und wischt die beschlagene Fensterscheibe ab. "Ich langweil mich sonst!" ... "Hehe", sage ich da nur und denke: "Ich sprech doch espanol verdammter Mist, bin ich eigentlich 15 oder 23?" Ich entscheide mich für 15 und schweige weiter. Er bietet mir ein Kaugummi an ("Nee, danke hihi." Denke: "Toll, jetzt hab ich auch noch blöd gegiggelt!") und fängt an Handy zu spielen. Ok, er muss sich wirklich unglaublich langweilen. Dann schläft er noch ein Weilchen und fragt mich plötzlich fast aus dem Tiefschlaf kommend: "Hier, du willst doch zur Isla Negra, ne? Weißt du eigentlich wo du aussteigen musst?" - "Ne." (Ah, noch so ein toller Satz) "Also 10-15 Minuten nachdem ich ausgestiegen bin." ... aha und dann kommen wir endlich ins Gespräch. Ein netter Junger Mann (und so schön!), wir unterhalten uns kurz über den üblen chilenischen Akzent, sein Leben in Valparaíso und die Unterschiede von den passionierten Spaniern und den zurückhaltenden Chilenen... dann ist der Traum auch schon rum. Er muss jetzt aussteigen, sagt er. Ob er mich nochmal wiedersehen kann und ob ich ihm vielleicht meine Handynummer gebe. Der Busfahrer entnervt: "Fahrgäste aussteigen!!!", der Junge: "Waaaas, du weißt deine Handynummer nicht, gib mir Facebook!". Ich schreibe meinen Namen auf seinen Unterarm, wohlwissend, dass er mich sowieso nie hinzufügen wird und ich ihn auch nicht wiedersehen werde. Dann haucht er mir noch ein 3-Tage-Bart-Busserl auf die Wange und verschwindet. Irgendwo in Chile. Und lässt mich da sitzen. Ach... hatte ich nicht gesagt, dass das Leben schön ist? Und wie zurückhaltend die Chilenen....

So, ich geh schlafen. Morgen früh geht mein 12 Stunden Bus nach Temuco. 3Grad, Regen und Schneeregen. Industriestadt. Genauere Modalitäten im nächsten Blog! Es ist Zeit. 

Kuss in die Welt,
Lena




8 Kommentare:

  1. Achso: mein deutsches Handy funkioniert hier übrigens nicht (also nicht wundern, wenn ich auf etwaige Nachrichten nicht antworte) und das mit dem Internet ist auch so eine Sache... also habt Geduld mit mir!

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  2. ich wünsche dir alles gute in chile! ich erinnere mich noch, wie schön es dort war. genieß alles! :)

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  3. ich könnte weinen vor lauter fernweh wenn ich das lese lenita!
    ich wünsch dir ne wunderbare zeit!!
    cuidate guapa und schreib immer schön weiter!!
    hasta pronto und abrazos! anna

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  4. Und jetzt ist auch schon deine erste Nacht in Temuco fast wieder rum. Das erste Bierchen getrunken, den ersten Eindruck mit in den Schlaf genommen. Vielen Dank für diesen bunten blog.

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  5. Jaja Lena, ligando en el autobú, muy bien chica! pero ya sabes con los chilenos...

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  6. Anne: vielen Dank, das ist ja lieb. Wenn du mir noch irgendwelchen tollen Tipps geben kannst, her damit! Bisher ist es vorallem mal kalt.

    Anna: Danke, ich werd euch auf dem Laufenden halten, siemre y cuando que el internet funcione! Nicht weinen! Buch lieber die nächste Reise!!!

    Evelita... jajaja... ya lo sé... que.. jajaja.. no hay MUCHO que saber! Pues.. ya te contaré! Un abrazo fuerte mi vida!

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  7. Du solltest unbedingt irgendwann mal ein Buch schreiben liebe Lena. Selten mit so viel Spaß einen Blog gelesen!! Alles liebe!!

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  8. Naja... das mit dem Buch ist vielleich etwas übertrieben, hehe. Aber ich hoffe dass mir das Leben noch weitere so tolle Möglichkeiten gibt diesen Blog hier fortzusetzen. Danke Raphi!

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