Dienstag, 2. August 2011

"Tür aufmachen - Polizei!"

Da bin ich grad mal 8 Tage in Temuco und habe mir nach fünf harten Arbeitstagen und einem typisch chilenischen Sonntagsessen meine Abendruhe wohl verdient, da bollerts an der Wohnungstür. Merke: Öffne niemals die Pforten ohne vorher den Türspion befragt zu haben. Ich schiele also durch und sehe zwei schwere Männer in teuren Anzügen im Treppenhaus warten. "Ogott", denke ich, "jetzt ist es aus! Die Chilenische Mafia!!!" Tot stellen kann ich mich nicht, weil wir 3 Sekunden zuvor noch laut in der Wohnung gelacht haben und ebenfalls die mexikanische Hiphopmusik meiner Mitbewohnerin durch die dünne Holztür nach außen dringt. "Quien es?", rufe ich also, "Wer da?"... "Polizei, machen Sie die Tür auf", schallt die kräftige Männerstimme in dem kalten Flur wieder.... 

Ich schaue verzweifelt meine Mitbewohnerin an, die hecktisch ihre frischgewaschenen Unterhosen massiert und knetet, die sie noch 10 Sekunden zuvor im Begriff war zum Trocknen aufzuhängen. Naja, also gut - da bleibt einem nichts anderes übrig, als die Tür zu öffnen. "Was gibts denn?", fragen wir fast gleichzeitig im Türrahmen stehend. "Können wir bitte reinkommen?", sagt der Größere mit der breiteren Krawatte und streckt beiläufig seine Dienstmarke aus. "Ogottogottogott, das ist ja wie im Film", denke ich und zack, da steht der Beamte auch schon mitten in unserem Wohnzimmer, zwischen frisch gewaschenen Unterhosen und barbarisch anmutenden Überresten vom chilenischen Festmahl. Heute Nachmittag sei in der Wohnung unter uns eingebrochen worden, schon das zweite Mal in diesem Haus in zwei Wochen, teilt er uns mit. "Was haben Sie um diese Zeit gemacht?" - "Ogottogottogottogott... DIOS MIO...", denke ich und versichere schnell wir hätten ein Alibi, weil den ganzen Nachmittag Freunde dagewesen wären und fange hysterisch an zu giggeln, weil mir die Situation so absurd vorkommt. Der kleinere Beamte sieht meine Kamera auf dem Sofa liegen und sagt: "Und das ist dann also das Diebesgut?". Scherzt der jetzt oder was? "Woher soll ich überhaupt wissen, dass Sie wirklich Polizisten sind", frage ich die Anzugsaffen, "so eine Marke kann ja jeder kaufen auf einem Markt. Darf ich die nochmal sehen?" Von meiner eigenen Courage überrascht, kann ich mich nicht mal auf die Marke konzentrieren, die mir der Beamte erneut höchst beiläufig präsentiert und ich speichere sie postwendend unter der Kateogrie "höchst fragwürdige Kaugummiautomantendienstmarke" ab. "Ja, is richtig... hab ich gestern auf dem Markt gekauft", sagt der eine. "Zusammen mit den Autos die vor der Tür stehen", bestätigt der andere... und sieht sich weiter neugierig um. Mein Mund öffnet und schließt sich wieder. Einen Ton habe ich nicht produziert. Der Kleine informiert sich indess seelenruhig tiefergehend wie unsere Fenster verschlossen sind, welche Gegenstände sich bei uns in der Wohnung befinden und ich: unfähig mich zu bewegen. Wer die Leute waren, die uns besucht haben, wollen sie wissen. Ob wir nichts gehört hätte, die Einbrecher haben Fenster eingeschlagen. Ob wir das Haus nicht verlassen haben? Doch. Zur Tanke. AHA!! Umwievieluhrwashabensiegekauftwielangewarensieweg???? Meine Personalien wollten sie bitte noch haben. Als er feststellt, dass er schon meinen Nachnamen nicht schreiben kann, lässt ers bleiben - ist auch nicht so wichtig. Und zack bum - wie im Traum dann hauen sie auch schon wieder ab, Dick und Doof. Ich laufe zum Fenster und sehe tatsächlich zwei dicke PDI - Jeeps vor dem Haus parken, mit Blaulicht oben auf. Eine absudre Mischung aus respekteinflösender Professionalität und schlechtem Theater. PDI - das ist sowas wie das chilenische FBI, nichtmal die Popelpolizisten von Nebenan haben uns gerade einen Besuch erstattet, nä, die richtig fetten Jungs von oben! Mein Herz schlägt weiter und ich kann nicht fassen, was gerade passiert ist. Ich bin verhört worden. MAN HAT MICH VERHÖRT! Meine Mitbewohnerin lässt es mehr oder weniger kalt, sowas passiert hier eben. Da merkt man dann doch, dass ich in der heilen Welt Bundesrepublik Deutschland großgeworden bin. Verrückt.

5 Kommentare:

  1. Ah, was ich hier mache, erzähl ich dann endlich im nächsten Blog. Und dann gibts auch Bilder zu dem chilenischen Festmahl. Die sind nämlich höchst sehenswert!

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  2. ;-) oh man.... Lensche Lensche Lensche...

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  3. oh man, krass story, der chilene an sich ... mal wieder sehr unterhaltsam und gut geschrieben, ich war ein wenig uffjereecht.

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  4. Haha, der Atti an sich... dank dir. Pass mal auf, was DIR noch so alles auf deiner Reise passieren wird. Wenn dich det hier schon uffreeecht do würdsde besser e mool a weng hai des bluuuutdrucksenkenden gedöhnsens numme. Ich bin übrigens umso mehr auf deinen Blog gespannt, weil sich rausgestellt hab, dass ich mir die Gegend da nächstes Jahr auch angucken darf. Juhu, also stell mal was neues rein! Besitos

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