Samstag, 23. August 2014

Das Leben ist kein Wunschkonzert...

... sondern vielmehr eine Abschiedssinfonie.


Ich hatte insgeheim großkotzig vor mich hingedacht, ich hätte mittlerweile Übung in Good-byes und Hasta Luegos. Und, was war? Was ist? Pustekuchen (ohne Sahne): Abschiede machen mich genauso traurig wie mit 8, 12, 19 und 23 Jahren. Leben ist Wandel, Veränderungen als Chancen begreifen, Abschied schafft Platz für Neues, man trifft sich immer zweimal im Leben... all dies sind die aufbauenden Worte, die angewendet werden können um Menschen mit Abschiedsschmerz zu trösten. Manchmal will man aber gar keine aufbauenden Worte, Optimismus und vielversprechende Wiedersehenspläne für nahe und ferne Zukunft, sondern einfach nur traurig sein. Weil es einfach traurig ist. Weil Menschen, die einem ans Alltagsherz gewachsen sind, scheinbar plötzlich herausgerissen werden. Man trägt sie zwar jeder physischen Distanz zum Trotz weiter im Herzen mit, aber das ist nicht mehr das gleiche.

Ihr erratet es schon, oder? Nach so vielen Jahren heißt es "Eddie un Merci, Mousel!". Finalmente, aber nun! Die gute Nachricht ist: den Rucksack endlich mal wieder für eine neue Reise zu packen macht mich genauso glücklich wie mit 19, 21, 23, 24 und 25 Jahren. Und natürlich wird es auch für mich mal Zeit die Moselmetropole zu verlassen, sonst werde ich bald von der UNESCO noch zum Trierer Kulturerbe ernannt. Und ganz ehrlich: darauf, den ganzen Tag von holländischen und asiatischen Touristen fotografiert zu werden, habe ich nun wirklich keine Lust. Also lieber weiterziehen und selber Touri machen *knippsknipps*.

Dank einem Preisfehler von Iberia Airlines und der freundlichen Unterstützung von Raphael Schaefer Consulting konnte ich nämlich vor einigen Wochen einen Flug nach Südamerika buchen, der bei ca. einem viertel des gewöhnlichen Flugpreises liegt (ich hoffe der Pilot, Flügel und Kerosin sind mit inklusive).Im Gepäck habe ich 2 dünne Microfaserhandtücher, einige Unterhosen, Socken, Schuhe, Regenjacke (und so weiter), meine Freundin Teresa S. und vor allem jede Menge Lust auf Leben. Das letzte Jahr hat sich doch weitestgehend zwischen der Trierer Innenstadt und der Unibibliothek abgespielt - da verbleiben dem Hirn nicht viele Optionen auf neue Bilder, Gerüche und Geräusche UND bei aller Liebe zum Moselaner Lokalkolorit: auch die Verwunderung über die Eigenarten des hier ansässigen Völkchens schlägt nach so langer Zeit in müdes Schulterzucken meinerseits um. Das Hirn döste also mehr oder weniger auf Stand-by vor sich hin.

Südamerika also nun! Anden, Atacama und Alpacas! Peru und Pisco! Bolivien, Buenos Aires und B...eeeh.. Patagonien! Drei Monate Zeit für Landschaften und Natur der Superlative, kulturelle Vielfalt und vor allem Luft zum Atmen. Teresa, der Rucksack und ich. Ausschlafen oder Sonnenaufgang gucken, Bergsteigen oder Paddeln, Bier trinken oder meditieren - es liegt alles ganz bei uns. Keiner erwartet etwas, keine Deadline, die drängt, keine Verpflichtung. Zeit mal auf den Bauch zu hören (was will er denn eigentlich nun?) und abends erschöpft vor lauter Eindrücken in einen tiefen Schlaf zu fallen. Ich freue mich darauf Condore kreisen zu sehen, Vulkane aus der Ferne brodeln zu spüren, Mützen aus Alpacawolle zu kaufen, Mate zu trinken, Koka zu kauen, Langstreckenbus zu fahren (der Weg ist das Ziel)... ich freue mich auf Wein in Chile, Steak in Argentinien, Pisco in Peru, Wandern im Regenwald wie in den Bergen der Anden, Wind in Patagonien, Sternenhimmel über der argentinischen Pampa, das Lichtermeer von Buenos Aires und Tango in den Straßen. Ich bin gespannt auf neue Bekanntschaften, interessante Geschichten, kuriose Erfahrungen und freue mich darauf mich jeden Tag lebendig und frei zu fühlen. (Man wird ja ab und an gefragt, warum man überhaupt reisen geht - ich denke hier habe ich gerade unbewusst die Antwort darauf gegeben.)

Ich bin mir bewusst, dass es Tage geben wird, an denen alles schiefgehen wird und man sich fragt, warum man sich eigentlich nochmal zu dieser Schnapsidee hat hinreißen lassen. Der Bus kommt nicht. Es regnet (monsunartig). Hostels? Alle voll. Der Darm spielt (mal wieder) Wettrennen mit - dem Inhalt. Und - oh gott: "mein Portemonnaie ist weg". Aber dann werde ich mir sagen "Yo girl, that's all part of the experience!", werde dem Quengler in mir mutigst den Stinkefinger zeigen und mich freuen, dass das später genau die Momente sind, an die man sich erinnert. "Damals, als der Bus nicht kam und wir im Regen standen....".

Was also lernen wir aus alledem? Man kann Situationen, Menschen und Momente nicht festhalten und, jaja, Altes muss Gehen damit Neues kommen kann. Aber ich finde, dass der kleine Schmerz beim Abschied genauso wichtig und schön ist, wie die Freude auf und über das Neue. Weil: It's all part of the experience. Ich werde euch vermissen!

For further information about the travels - stay tuned!

3 Kommentare:

  1. Hallo ihr beiden Suchenden !
    Eine wunderwunderschöne Reise wünschen wir euch und dass alles genauso wird wie oben beschrieben (....das mit dem Darm kann ruhig wegbleiben).......und tut uns bitte einen kleinen, ganz klitzekleinen Gefallen.....Passt auf euch auf :-) Liebste Grüsse von H.+A. aus W.

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  2. Hui Wäller, Ihr Marerscher,

    wod fohrd Ihr daa suh weid ford ! Wei, Koks, Sterne, Buse, alle Sorde Leu, dot konnt Ihr doch aach häi fenne, Tango beim Schöffl liern, un wenn Ihr Wend braucht, da gieht in Marmerisch oh de Fernsehturm un in Wellmeroh of de Wadzehoh. Durchmasch gebbt et häi aach emsoss !

    Aber Ihr habt ja so recht, dieses Erlebnis ist einmalig !!!!


    Macht et goud un bleibt gesond °°**°° T-Godi und Co

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  3. ahallo ihr zwei,courage habt ihr ,wäre ich so jung wie ihr würde ich mitreisen aber in meinem alter muß ich auf klein maxi obacht geben und viele grüße von uns allen und seid vorsichtig .

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